Pferdefütterung im Winter

Ein sehr interessanter und passender Bericht zum Thema Pferdefütterung und Haltung

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In der kalten Jahreszeit hat der Körper besondere Bedürfnisse. Die sind bei Pferd und Reiter ganz unterschiedlich. Hier erfahren Sie, was Ihnen und Ihrem Pferd wirklich hilft und von welchen Wundermitteln Sie besser die Finger lassen.

Bald ist es wieder so weit: klirrende Kälte, kalte Füße und triefende Nasen begleiten uns auf dem Weg zum Stall. Den Pferden allerdings macht das kaum etwas aus. Wenn sie den ganzen Herbst lang Gelegenheit hatten, sich ein schützendes Winterfell zuzulegen, ist ihre Kältetoleranz sogar höher als die Hitzetoleranz. Sollte man sie trotzdem mit Vitamin C, Actimel und Kräutertee versorgen? Was uns Menschen hilft, kann auch dem Pferd nicht schaden, oder?

„Falsch“, sagt die Tierärztin und Futtermittelexpertin Dr. Dorothe Meyer von IWEST Tierernährung. „Die Verdauungssysteme von Menschen und Pferden funktionieren ganz unterschiedlich.“ Das fängt schon bei der Vielfalt der Speisen an. Während der Mensch gerne jeden Tag etwas anderes isst, bleibt das Pferd lieber dauerhaft bei derselben Kost. „Es gibt nichts Schlimmeres als Abwechslung auf dem Speiseplan des Pferdes“, stellt Dr. Meyer klar. Der Meinung ist auch Prof. Dr. Manfred Coenen vom Institut für Tierernährung an der Universität Leipzig: „Jede Futterumstellung ist ein Kolikrisiko.“ Deshalb sollte auch im Winter der Speiseplan des Pferdes nicht komplett umgekrempelt werden. Zur Aufrechterhaltung der Körpertemperatur benötigt das Tier jedoch, salopp gesagt, etwas mehr Brennstoff – ganz anders als sein Besitzer, der im Normalfall weder im Haus noch im Büro dauerhaftem Frost ausgesetzt ist. „Wenn’s kälter wird als acht Grad, sollte man sozusagen ein paar Briketts nachlegen“, rät Dr. Coenen.

Mehr Energie durch gutes Raufutter

Den vermehrten Energiebedarf decken Sie am besten mit einer Zusatzration aus qualitativ hochwertigem Heu. Als Mindestaufnahmemenge pro Tag und 100 kg Pferdegewicht rechnet man 1,5 kg Heu plus Stroh zur freien Aufnahme während der Wintermonate. Genügend hochwertiges Raufutter zu bekommen, kann in vielen Wintern aufgrund schlechter Heuernten schwierig werden, sagt Dr. Dorothe Meyer. Das Heu sollte staubfrei, aromatisch duftend und außerdem weich und blattreich sein. Bohren sich die einzelnen Stängel beim Greifen schmerzhaft in Ihre Hand, so ist es zu grob. Dann müssen sie die energiereiche Zellulose stattdessen über Grascops zuführen. Falls Sie sich über die Qualität Ihres Heus nicht im Klaren sind, sollten Sie eine Probe davon von unabhängigen Instituten untersuchen lassen. Die Kraftfutterration hingegen muss bei freizeitmäßig gerittenen Pferden nicht erhöht werden. Durch den Stärkegehalt im Getreide steigt lediglich der Blutzuckerspiegel an, außerdem könnte unverdaute Stärke in den Dickdarm geraten und die Flora schädigen. Bekömmlicher ist da schon die Energie-Zufuhr über Öle. „Am besten eignet sich Leinöl, das reich an Omega-3-Fettsäuren ist“, sagt Dr. Meyer. Sie spielen eine wichtige Rolle in der Gesundheit von Herz, Hirn und Blutgefäßen. Nachtkerzenöl, das als wichtiger Omega-6-Lieferant gilt, ist für Pferde hingegen nicht so wichtig. Davon profitieren eher Menschen, die diese essentielle Fettsäure vor allem über rotes Fleisch und tierische Fette aufnehmen.

Weil im Winter kein Gras zur Verfügung steht und die Vitamine im Heu sich innerhalb weniger Monate verflüchtigen, sollten Pferde spätestens ab Dezember Vitamine zugeführt bekommen. Die Vitamine A und E müssen dem Organismus von außen zur Verfügung gestellt werden, alle anderen kann der Pferdeorganismus selbst herstellen. Deshalb ist auch die Gabe von Vitamin C zur Vorbeugung von Erkältungskrankheiten sinnlos. Anders als beim Menschen wird es im Körper der Pferde ausreichend synthetisiert.

Die Vorstufe von Vitamin A, Betacarotin, ist reichlich in Möhren vorhanden. Im Dünndarm wird es dann zu Vitamin A umgewandelt. Damit der Darm so richtig in Schwung kommt, sollten allerdings täglich zwei bis drei Kilogramm Karotten verfüttert werden. Aber bitte nicht mehr, denn Karotten speichern schädliche Nitrate. Natürliches Vitamin E verabreicht man am besten über ein Vitamin-Präparat. Meinen Sie es aber mit Mineralfutter und Vitaminzusätzen nicht zu gut: Ein Übermaß an Vitamin A, Vitamin D, Selen und Jod kann zu Gewebeschädigungen führen!

Darf es etwas Tee sein?

Umstritten ist die Frage, ob Pferde ebenso wie Menschen im Winter eine warme Mahlzeit oder einen Tee genießen. Dr. Manfred Coenen hält die Verabreichung von Mash und Kräutertees bei gesunden Pferden für nicht notwendig. „Mash ist nur sinnvoll bei Tieren, die zu Verstopfung oder Kotwasser neigen. Zur Wirkung von Kräutertees gibt es überhaupt keine Befunde.“

Dr. Dorothe Meyer sieht es etwas anders: „Wir Reiterinnen haben ja immer eine Begeisterung für einen gewissen Verwöhnaspekt“, sagt sie. „Natürlich hat ein Kamillentee keine drastische Heilkraft beim Pferd, aber ich habe den Eindruck, die trinken das gerne und genießen auch ein warmen Mash. Ich gebe meinen Pferden deshalb im Winter zweimal pro Woche selbst gemachtes Mash.“

Nicht nur sinnlos, sondern sogar schädlich ist hingegen die Verabreichung von probiotischen Drinks. Die darin enthaltenen Milchsäurebakterien sind gesund für die Darmflora des Menschen. Bei Pferden deuten die Forschungsergebnisse aber darauf hin, dass sie in größeren Mengen der Darmflora schaden. Es gibt nur wenige zugelassene probiotische Pferdefutter, die stattdessen Lebendhefebakterien enthalten. Sinnvoll ist aber auch hier nur eine kontrollierte Verabreichung bei Pferden mit Verdauungsproblemen.

 

Quelle: http://www.barnboox.de/wissensdatenbank/fachartikel/richtig-essen-und-f%C3%BCttern-im-winter-was-pferd-und-reiter-jetzt-brauchen

Autor:  mit freundlicher Genehmigung von Regina Käsmayr

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