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Menschen und Pferde 2013

Ein paar Erinnerungen und Eindrücke aus 2013

Collage

Mehr Bilder und Impressionen findet ihr hier: http://www.openranch.de/kurse/

Ich wollte nicht versäumen einen kurzen Rückblick für das Jahr 2013 zu schreiben. Auf dem oberen Bild seht ihr ein paar meiner schönsten Eindrücke aus dem Jahr 2013. Es war ein unglaublich aufregendes, sehr lehrreiches und verrücktes Jahr. Nie hätte ich geglaubt so viele tolle Menschen kennen zu lernen. Ich hatte so viel Spaß, jeder Kurs war anders, immer besonders auf seine Art. Ich habe in den vielen Jahren vorher nicht annähernd so viel über Menschen und Pferde gelernt wie in dem vergangenen Jahr. Viele der Lehren machen jetzt erst Sinn, manches verstehe ich erst jetzt. Zusammenhänge werden klarer. Die Arbeit mit Pferden ist etwas besonderes und ich möchte es niemals missen!

Meine Mutter sagt immer Pferdeleute sind alle etwas „verrückt“ damit hat sie wahrscheinlich Recht. Letztens habe ich ihr einen Post aus Facebook vorgelesen, ich musste so sehr schmunzeln, meine Mutter hat nur mit dem Kopf geschüttelt. Jemand war krank und hat geschrieben nach langer Zeit endlich wieder im Stall und das misten macht so einen Spaß! Pferdeleute sind so herrlich anders! Menschen die damit nichts zu tun haben, können das nicht nachvollziehen. Das wir viel Geld für Dinge ausgeben, lieber eine neue Decke fürs Pony kaufen als uns ein paar neue Schuhe. Die Jagd und Pferd steht vor der Tür, wir fahren na klar hin. Obwohl alle sagen, eigentlich brauche ich ja nichts 😉 Und dann voller Tüten nach Hause kommen! Ich denke das ist eine Lebenseinstellung und nicht nur ein Hobby. Viele der Teilnehmer sind auch Freunde geworden, mit den meisten stehe ich noch immer im Kontakt. Im nächsten Jahr sehe ich ganz viele Gesichter wieder und freu mich sehr darüber. Auch kommen ganz viele neue „Verrückte“ dazu, die meisten Kurse sind schon jetzt fast vollständig schriftlich bestätigt und voll. Es gibt nur noch vereinzelt Plätze. Ich werde aufgrund der Nachfrage noch einige mehr planen. Für mich ein Erfolg mit dem ich nie gerechnet hätte und darauf bin ich sehr stolz!

Das Jahr 2014 wird nicht minder aufregend und interessant! Bin gespannt wievel Knoten noch platzen und wieviel Wissen noch dazu kommt….

Ich möchte mich bei euch alle bedanken, ihr alle habt dazu beigetragen das so ein Ort entstanden ist!

Ich wünsche euch schöne besinnliche Weihnachten und ein wundervolles neues Jahr 2014 mit viel Gesundheit und allem was ihr euch wünscht!

Marina

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Sevens Great Chance der Name ist halt Programm

Ich habe lange überlegt ob ich diesen Bericht veröffentlichen soll, bin dann aber zu dem Schluss gekommen auch anderen die Geschichte von Chance zu zeigen. Vielleicht haben sie Pferde die ähnliche Geschichten haben. Ich kann nur sagen, nicht aufgeben!


Chance ist etwas ganz besonderes, ich habe noch nie ein Pferd gesehen das mehr Charakter hat und so sensibel ist. Er hat eine besondere Geschichte, die hier nicht ungenannt bleiben soll. Anscheinend ist er auf der Welt um mir alles beizubringen was ich über Pferde wissen soll.

Und ich kann euch sagen, ich habe noch viel zu lernen!

 Ich habe ihn 2006 im Internet gefunden, da war er 2 Jahre alt und noch Hengst. Auf dem Foto sah er nett aus. Doch ich suchte nach Shorty etwas ebenfalls außer gewöhnliches und so verwarf ich Chance erstmal wieder.

Aber anscheinend sollte da schon sein Name eine Rolle spielen, ich konnte nicht aufhören seine Fotos anzuschauen und nach mehreren Wochen machte ich endlich einen Termin mit dem Züchter. Ich fuhr alleine nach Feierabend in die Eifel. Ich war etwas zu früh und als ich aus dem Auto stieg, ging gerade die Tür auf und Chance präsentierte sich in voller Pracht frisch gewaschen im Wind. Es war dieser Ausdruck in seinem Gesicht, diese Augen, eine Erscheinung! Diesen Anblick werde ich nie vergessen. Da war in meinem Leben. Ich würde sagen Liebe auf den ersten Blick, noch heute muß ich bei der Erinnerung die Tränen unterdrücken, so ein schönes Pferd!

Chance1

Es blieb mir nichts anderes übrig als ihn zu kaufen. Er sollte mein „Neuer“ werden, mit dem endlich alles gut werden würde. Nach Rücksprache meines TA´s mit der ortsansässigen Klinik wurde mir versichert das alles ok wäre. Er hatte kurz vorher eine Chip OP im rechten Sprunggelenk gehabt, alles aber sehr gut ohne weitere Probleme überstanden.

Und da kam er nun, der Züchter brachte ihn im Mai 2008 zu uns, noch in einen Pensionsstall ganz in unserer Nähe, da lief er mit anderen Hengsten im Herdenverband.

Ich arbeitete fast jeden Tag mit ihm, ging viel spazieren, Round Pen Arbeit, longieren, Bodenarbeit. Ich habe mir viel Mühe bei der Ausbildung gegeben, er hatte alle Zeit der Welt in Ruhe ein stattliches Pferd zu werden. Er hatte ein perfektes Gebäude, sehr ausgewogen und harmonisch. In der Ausbildung ging alles sehr gut. Er machte sich prächtig, war kaum hengstig, ließ sich immer gut Händeln. Zu dem Zeitpunkt war er bereits leicht angeritten, ich ritt ihn im Unterricht mit anderen Pferden auf dem Platz und machte als Handpferd erste Erfahrungen im Gelände. Er hätte es verdient mit der Abstammung, dem Aussehen und vor allem wegen seines Charakters ein Hengst zu bleiben. Sicherlich haben wir sehr viele gute Hengste und um dem Pferd weiterhin ein schönes Leben zu geben, entschloß ich mich, ihn im Mai 2009 als 3jährigen in einer Klinik auf dem Tisch zu kastrieren. Hätten wir es besser gelassen….

Die OP soll ohne Probleme von statten gegangen sein, wir konnten ihn am 3ten Tag wieder abholen. Alles wäre gut verlaufen und ach was für ein nettes Pferd und so gut erzogen.

Zu  Hause fiel mir auf das „etwas“ unten raus hing. Vor Sorge rief ich die Klinik an, die mir aber rieten meinen TA anzurufen. Der kam zur Untersuchung und versicherte mir das es etwas von den Samenleitern oder überschüssige Haut wäre, es würde irgendwann absterben und abfallen. Das tat es auch. Die Schwellung ging auch zurück und anfangs war auch kein Unterschied in seinem Wesen zu erkennen. Schnell bemerkte ich aber das er viel schreckhafter war und er sich irgendwie anders in manchen Dingen verhielt. Das war der Punkt als wir das Haus kauften, ich hatte wenig Zeit und ich sagte mir, was er bis jetzt gelernt hat, wird er nicht mehr vergessen. Wie man sich täuschen kann…

Im November 09 bekamen wir unseren Schlüssel und Chance und das Pferd einer Freundin zogen als erstes ein. Dann kam der Winter und wir bauten das Haus um, also wenig Zeit und Möglichkeit im Winter mit dem Pferd zu arbeiten. Chance lebte sich schnell ein und es schien ihm eigentlich gut zu gehen. Er verhielt sich dann bei Spaziergängen völlig anders als früher, er stieg und war kaum händelbar. Ich schob es auf die Futtermenge, reduzierte diese. Bemerkte aber das er sehr dünn war und ein mäkeliger Fresser. Also was tun? Ich studierte jedes Futtermittelblättchen und stellte mehrmals das Futter um. Nie war ich ganz zufrieden.

Er entwickelte sich nicht richtig weiter, es wurde immer größer aber kaum breiter. Ich schob alles auf die Entwicklung. Im Frühjahr sah er irgendwie merkwürdig aus, total überbaut, sehr hochbeinig, strubbeliges Fell, lief auf seiner rechten Hand sehr schlecht, mochte sich nicht biegen, ging immer gegen das Seil, war schreckhaft, viel zu dünn, fras ohne Appetit, schien als Chef der 3köpfigen Herde irgendwie überfordert zu sein, seiner Aufgabe nicht gewachsen, sehr gestresst, lief unrund, bekam mehrere Hufgeschwüre, ging dann extrem lahm. All das bemerkte ich natürlich konnte es aber nicht greifbar machen. Viele meiner Freunde sagten ja gut er ist ein bißchen dünn aber fange jetzt mal wieder an zu reiten, klappt schon, stell dich nicht so an. Schon damals beschlich mich das Gefühl das etwas nicht stimmte! Schmied Wechsel danach wurde es nicht nur besser, die Füße bekamen eine bessere Form, passten nun besser zusammen. Füße wurden größer, besser in der Qualität. Ein Puzzelteil mehr.

Ich hatte eine neue Trainerin bei der fing ich wieder mit Unterricht an, sie gab sich viel Mühe, Chance auch aber irgendwie lief es nicht gut. Eines Tages ritt ich ihn zusammen mit einer Freundin auf dem Platz, alle meinten er sähe irgendwie aus als würde er schlafen, ich sagte das kann sich ja schnell bei Chance ändern…

1 Minute später lag ich im Sand, dummerweise wiedermal verletzt, er war einfach durchgegangen. Für mich hieß das mal wieder Klinik und wochenlanger Ausfall.

Da er ja eigentlich gerade wieder im Training war, wusste ich mir nicht anders zu helfen und gab ihn zu meiner Trainerin in Beritt. Da ich auf Krücken lief, konnte ich ihn nicht besuchen, mir blieb nur das tägliche telefonieren mit der Trainerin, sie sagte sie müsse ganz von vorne anfangen. Da war ich schon einigermaßen verunsichert. Er war doch eigentlich gut gewesen, was war nur los mit ihm, nach 2 Wochen Bodenarbeit und Beritt, sah sie keine deutliche Steigerung, sie meinte irgendwie würde etwas nicht mit ihm stimmen. Kurz danach ein Anruf, die erste Kolik in seinem Leben, er hatte vorher nie Anzeichen gehabt. Ich konnte es nicht fassen, ließ mich am nächsten Tag direkt hinfahren und er stand alleine auf einem Paddock als er mich sah, schrie er. Als wenn er sagen würde, warum hast du mich hier hergebracht.

Naja ich schob das auf die Umstellung, die Trainerin zeigte mir was sie schon mit ihm gemacht hatte, da das gleiche Bild, totale Anspannung, keine Biegung, zwar alles etwas besser aber gut? Weit von entfernt. Nach der Kolik war ich halt beunruhigt, habe meinen TA angerufen, allgemeine Untersuchung mit Bluttest, ohne Befund. Er wurde dünner. Sah unglücklich aus. Anderen TA angerufen mit Ostheopathie Ausbildung, Gangbildanalyse, er machte einen kompetenten Eindruck, sagte nach der Behandlung, kann Halswirbelblockade nicht lösen, Rest wäre jetzt einigermaßen ok. 2 Ostheopathin, Halswirbelblockade wurde gelöst. Chance machte den Eindruck als würde es besser werden… nach ein paar Tagen Anruf der Trainerin er hätte den Paddock zerlegt. Mein Pferd? Der würde hinter einem Gummiband stehen bleiben…

Ich besuchte ihn wieder, herzzerreißendes Gewieher, ich war fast froh als die Trainerin mir sagte, sie könnte jetzt nicht weitermachen. Ich holte ihn gleich ab und fuhr ihn gleich in die Klinik.

Das Ergebnis war ernüchternd, nach einer intensiven Gangbildanalyse, keine Blockaden im Rücken oder in der Schulter oder im Hals, auch keine Zahnprobleme. Der Klinikchef sagte nur schaut immer erst nach unten! Er hatte vor dem Schmied Wechsel einen leicht bockigen Huf, die äußerliche Anpassung wurde immer besser aber was innen war, zeigten uns dann die Aufnahmen. Er hat vorne rechts ein leicht abgesenktes Hufbein, anatomisch bedingt durch den damals sehr steilen Huf mit leichter Aufkrempung des Knochens dazu eine dünne Sohle sodas er eine starke Huflederhautentzündung hatte, wir haben das gesamte Pferd incl. Rücken durch geröntgt. Ca. 30 Aufnahmen. Zusätzlich waren beide Kniebänder zu lang, hinten rechts sprang häufiger die Kniescheibe raus. Eine Verkapselung nach der Chip OP am Sprunggelenk war noch zu sehen. Wenigstens der Rücken war völlig in Ordnung.

Kein Wunder also das er sich nicht biegen konnte, er mochte gar nicht vorne rechts zutreten, über das Bein drehen, er wurde abgespritzt und zeigte sofort die Bereitschaft sich zu biegen, lief wunderbar…

Er sollte für 4 Tage in der Klinik bleiben, bekam Eigenblutbehandlung, gegen die Entzündung. Die Kniebändern wurden mehrfach angespritzt, zig Mittel deren Namen ich vergessen habe. Einen Orthopädiebeschlag. Ich gab den Hinweis das man bei der Fütterung Acht geben müsste, er hätte kurz zuvor 2 Koliken gehabt und sie möchten bitte darauf aufpassen und ggf. etwas unternehmen, ihn untersuchen und dagegen steuern.  Ich holte ihn Freitags nachmittags ab und bekam einen Dahlschlag, er hatte viele Kilos abgenommen. Man konnte alle Rippen sehen, er war eingefallen. Einziger Trost seine Füsse schienen ihm keine Schwierigkeiten mehr zu machen…

Samstags morgens hatte er die schlimmste Kolik aller Zeiten, 6 Stunden. Der TA war 2mal da. Er bekam Spritzen zum Entkrampfen. Nichts half. Alles war so untypisch, keine „normale“ Kolik. Rektale Untersuchung war unmöglich da er ausschlug, so schlimm das er die Boxenwand zerdepperte. Ich sollte mit ihm laufen, zur Hölle das waren die schlimmsten 500m die ich jeh gelaufen bin. Er stieg, schlug, hatte unglaubliche Schmerzen. Er hat nie, auch nicht in der nachfolgenden Zeit, jemanden verletzt. Er schlug immer in die andere Richtung. War immer bemüht! Mein Gott muß dieses Pferd gelitten haben.

Ich stand während der Kolik in der Box nebenan, er drückte sich mit seinem Körper an meine Hände, bat regelrecht um Hilfe. Was sollte ich tun?

Fühlte mich völlig alleine, was danach kam war die Hölle. 1,5 Jahre andauernd wiederkehrende Koliken, in schlimmen Zeiten täglich. 10 unterschiedliche TA´s, 2 Klinikaufenthalte, Tierheilpraktiker, Ostheopaten, Futtermittelgurus, Kinesiologen, Heiler, Seher, wir haben alles probiert. Nichts half, niemand wusste einen Rat. Die Wintermonate wurden etwas besser, er nam etwas zu. Die Koliken setzten aus. Wenn er eine bekam, half nur eins Bewegung, die er sich selber einteilte. Ich ließ seine Boxentür auf, er konnte dann jederzeit laufen und ausschlagen wie er wollte. Vorher Colosan, der Geruch macht mich heute noch verrückt und Chance wohl auch. Danach beruhigte er sich meistens zusehend wenn es zu schlimm wurde, rief ich den einen oder anderen TA an. Die alle nur mit dem Kopf schüttelten, alle waren hilflos. Irgendwie waren das nie typische Koliken. Wir versuchten alle Mittel, nochmals Futterumstellung, Zusatzfuttermittel Gastrogard etc., Calm Pasten, Homäopathische Mittel, Blutuntersuchungen, Kotuntersuchungen, um nur einen Teil zu nennen. Ich habe gegoogelt bis der Rechner rauchte. Ich fand 1000 Sachen, habe auch alles probiert. Alle TA´s hatten Theorien und Ideen, Magengeschwüre,  physische Probleme etc. wir behandelten auf alles prophylaktisch. Zum Schluss auch Antidepressiva für Menschen… Nochmals TA Wechsel. Er wollte eine Gastroskopie/Magenspiegelung machen. Ich hatte Chance eine gute Stunde vorher in die Box gestellt. Ich hatte schon lange gemerkt das er bei vielen Menschen unruhig wurde und sogar Koliken bekam. Er ließ sich mittlerweile ja kaum noch anfassen und aufhalftern. Ich stellte ihn mit seinen Freunden in die Box und gab ihm Heu. Der TA kam mit einer Assistentin direkt von der Uni, noch voller Elan und Ideen. Ich holte Chance aus der Box, der TA hatte ein Stethoskop um den Hals, Chance hatte einen Puls von 80zig. Das ist ein Puls nach einer halben Stunde Trab und Galopp Arbeit! Er stellte die Frage ob wir die Kolik provozieren könnten.

Ich sagte starren sie ihn weiter an dann haben wir es gleich!

Chance schaute sich bereits nach seinem Bauch um und hob nervös das Hinterbein. Wir diskutierten gemeinsam, und vergaßen fast das Chance neben uns stand. Er atmete einmal stark durch und fing dann an Heu zu fressen…. Puls im Normalbereich. Zur Spiegelung ist es nicht mehr gekommen. Wir diskutierten noch über mögliche Ursachen aber wirklich was erreicht haben wir wie immer nicht.

Ich will nur damit klar machen, das alles aus der Reihe ihn in Panik versetzt hat, fremde Menschen, fremde Umgebung, einfach alles „andere“. Sobald ich mit ihm spazieren gehen wollte, mit seinen Freunden oder ohne bekam er Koliken, fremde Pferde-Kolik, Weidewechsel Kolik, vorbeifahrende Kutsche-Kolik, zu viel Sonne-Kolik, zu viele Fliegen-Kolik. Ein Verladen hätte ihn umgebracht. An Reiten war nicht mehr zu denken. Wenn wir den normalen Alltag hatten ging meistens alles gut, wir optimierten den gesamten Ablauf, so reduzierten wir seinen Stress und die Koliken. Er nahm wieder etwas zu. Sein Fell war über den gesamten Zeitraum grau, farblos, strubbelig. Vom feeling her, immer elektrisiert, hab ihn immer mit einer Stromleitung verglichen die knistert. Weiterhin versuchten wir alle möglichen Mittel um es in den Griff zu bekommen. Wir hatten über den Winter eine gute Zeit wir schöpften Hoffnung, wollten wieder mehr mit ihm arbeiten, bereitete ihn auf das Training mit meiner neuen Trainerin vor. Bei mir ging eigentlich alles gut, doch dann kam das eigentliche Training, nur beim Führen mit anderen Menschen bekam er Koliken, ließ sich nicht mehr „fangen“. Versuchten auch andere Trainer, gleiches Ergebnis.

Der Sommer kam und sein Zustand verschlechterte sich zusehends, Training war lange nicht mehr möglich. Wir versuchten nur noch jeden Tag zu überstehen…

Es war furchtbar und im Juni 2011 erreichte die Geschichte seinen Höhepunkt, Chance hatte an einem sonnigen Tag den ganzen Tag Kolik. Wir entschlossen uns dem Elend ein Ende zubereiten, sein Kreislauf war völlig im Keller von der Schlagerei und dem Rumgelaufe. Man konnte sich das nicht mehr mit anschauen. Ich rief meinen TA an, der kam sofort schaute sich das Elend an und sagte er könne das Pferd aufgrund des guten Allgemein Zustandes nicht einschläfern…. Und nun?

Neue Tabletten um die Magensäfte zu reduzieren. Nochmaliger Versuch. Eine letzte Telefonnummer hatte ich noch in Petto. Der Tierheilpraktiker einer Freundin. Den rief ich an, erzählte vom Elend meines Pferdes, an meiner Stimme muß man gehört haben wie es um uns stand. Am nächsten Tag fing das neue Leben an.

Der THP kam und stellte mir 1000 und eine Frage zur Kastration. ??? Das war 2 Jahre her, worauf wollte er nur hinaus? Letztendlich hat er eine Handflächen Große Hernie ertastet, das ist ein Bindegewebsriss in der Bauchdecke, der Darm lag über diesem „Riss“ wohl abgeknickt und war an 2 Stellen Chronisch entzündet. Als er die Stelle ertastete bekam Chance eine leichte Kolik, beruhigte sich aber schnell. Das war die letzte wirkliche Kolik! Wir besprachen die weitere Vorgehensweise, wir bekamen die richtigen Homäopathische Mittel, wir reduzierten jeglichen Stress. Bestes Futter der Scharnebecker Mühle, Heu zur freien Verfügung. Viel Bewegung, ständige Kontrolle durch den THP. Eine OP hätte Chance umgebracht, mit seiner Psychose hätten wir ihn nirgends hinbringen können, der Stress wäre tödlich gewesen. So haben wir es konservativ versucht und hatten Erfolg. 2 Jahre ist er nun Kolik frei. Sein Fell hat seine alte Farbe bekommen, er ist rund, bekommt keine Hufgeschwüre mehr, seine Verdauung scheint sich eingependelt zu haben, der „Riss“ ist nicht mehr zu ertasten. Wir achten peinlich auf bestes Futter, haben zusätzlich noch einen Offenstall für den Sommer gebaut. Da sucht er bei zu hellem Licht und vielen Fliegen noch immer nach Schutz. Wir setzen ihm dann immer eine Fliegenmaske mit UV Schutz auf, das macht das Licht erträglicher. Er ist noch immer nicht der Alte! Aber wir sind auf einem guten Weg. Leider hat er durch die Krankheit wirklich Probleme entwickelt. Er ist noch manchmal in sich gekehrt, vertraut dem Menschen noch nicht wieder. Zieht sich bei Stress sofort zurück. Ist vorsichtig, nicht mehr so neugierig und mutig. Lernt erst wieder zu Lernen. Vieles haben wir versucht, vieles ist schief gegangen, vieles hat geholfen, viele Wege werden wir noch gehen. Jedes Puzzelteil hat seinen Wert.

Er hat seine „Chance“ verdient und die soll er haben, schließlich ist sein Name Programm. Ich gebe die Hoffnung nicht auf das Chance ein normales Reitpferd wird, das dem Menschen wieder vertrauen kann. Noch ist das Puzzel nicht komplett aber aufgeben..? Niemals !

Chance

Chance2

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Roping Kurs

Wer hat Interesse an einem Roping Kurs? 


Wir würden gerne einen Roping Kurs in diesem Jahr veranstalten. Wunschtermin Ende Sommer Anfang Herbst. Damit wir danach bei einem schönen Lagerfeuer und Barbeque das gelernte nochmals diskutieren können.
Der Kurs richtig sich an Anfänger ohne Pferd, Vorkenntnisse werden dazu nicht gebraucht. Einfach zum Spaß, um das ganze mal kennen zulernen. Kosten werden ca. bei 100€ pro Person incl. Verpflegung liegen.

Hat jemand eine Idee für einen guten Trainer in dem Bereich? Wir suchen jemanden der auch dann mit uns weiter machen würde. Damit wir das am Boden gelernte auch vom Pferd arbeiten können.
Solltet ihr Interesse haben, könnt ihr euch gerne bei mir unter marina.schmidt@openranch.de melden.

Würde mich über Anregungen und Tipps freuen!

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Vorwärts Reiten

Ein passender Bericht von Petra Roth Leckebusch zum gestrigen Thema


Richtig, Westernpferde sollen entspannt und gelassen sein. Sie sollen einen taktreinen Schritt, einen bequemen Jog, einen gleichmäßigen Lope gehen. Am Ende der Ausbildung sollen sie sich selber tragen und am losen Zügel ein gleichmäßiges Tempo halten können. Viele Westernreiter scheinen zu vergessen, dass dies ein Endergebnis einer jahrelangen Ausbildung ist! Denn ein Pferd muss zunächst einmal die Kraft und Balance bekommen, um langsam gehen zu können.

Gerade junge Pferde brauchen zu Beginn der Ausbildung etwas mehr Tempo, um sich auszubalancieren. Sie können dabei auch nicht sofort gleichzeitig durchs Genick gehen. Der Hals ist ihre Balancestange, und der muss lang und frei sein, damit sie lernen können, den Reiter zu tragen.

Unschön und folgenschwer: „Gebremste“ Jungpferde

Leider häufig zu sehen sind zusammengezogene Jungpferde, denen der Reiter den Kopf auf die Brust zieht und die unter allen Umständen langsam laufen sollen. Der Grund ist die Angst des Reiters, das Pferd könne ihm weglaufen. Die Folge ist ein verspanntes Pferd, das den Rücken festhält und auf der Vorhand liegt. Wenn die Verspannung lange genug anhält, wird das Pferd beginnen, sich auf die eine oder andere Weise zu wehren, denn es geht ihm nicht gut. Solche Pferde laufen dann weg, sobald man die Zügel lang lässt, andere bocken oder scheuen.

Manche verlieren auch ganz den Vorwärtsdrang und werden „klemmig“, d.h. sie halten sich fest und reagieren nicht mehr auf den vorwärtstreibenden Schenkel. Ihre Reiter versuchen dann mit noch mehr Druck, Strafe oder mit weiteren Zwangsmitteln wie z.B. schärferen Gebissen oder Schlaufzügeln das Problem zu lösen. Dadurch wird natürlich das Problem nur verschärft. Manch ein Pferd resigniert bei einer solchen Ausbildung und nimmt die Tortur irgendwann einfach hin. Andere Tiere bekommen ernste körperliche Probleme und beginnen zu lahmen. Die Pferdephysiotherapeuten oder Osteopathen haben dann gut zu tun, aber sie können auch nichts ausrichten, wenn sich der Trainingsstil nicht ändert.

Vertrauensverhältnis zwischen Pferd und Reiter ist Basis der Ausbildung

Pferde sind Fluchttiere und sie rennen, wenn sie Angst haben. Daher ist das Wichtigste in der Ausbildung, dem Pferd seinen Job beizubringen und ein Verhältnis zwischen Reiter und Pferd zu schaffen, bei dem sich beide gegenseitig vertrauen und miteinander wohlfühlen. Das erreicht man nicht mit Kraft oder Schmerzen, sondern nur mit Lob und Verständnis.

Junge Pferde sollte man vor dem Reiten ein paar Minuten ablongieren oder im Round Pen laufen lassen, damit sie Gelegenheit zum Austoben haben, bevor der Reiter im Sattel sitzt.

Vorwärts Reiten!: Aufbau von Balance und Kraft zur Vorbereitung auf langsame, getragene Gänge

Gerade zu Beginn der Ausbildung muss man es dem Pferd gestatten, sein Tempo zu finden. Das bedeutet nicht, dass man das Pferd unkontrolliert unter sich rennen lassen soll. Aber man darf auch keinen Herzinfarkt bekommen, wenn es mal ein paar schnellere Schritte macht. Oft ist es eben die mangelnde Balance, die das Pferd dazu bringt z.B. beim Antraben oder Angaloppieren zuerst etwas im Tempo zuzulegen.

Der Reiter sollte darauf gar nicht reagieren, geschmeidig sitzen und dem Pferd Gelegenheit geben, seine Balance wieder zu finden. Ideal ist es z.B. im Gelände eine schöne lange Strecke durch zu traben oder zu galoppieren und das Pferd frei hinter einem erfahrenen älteren Pferd herlaufen zu lassen, bis man spürt, wie der Rücken schwingt und es den Hals von alleine fallen lässt.

Manche Jungpferde reagieren auf das ungewohnte Reitergewicht aber genau andersherum: Sie rennen nicht, sondern sie gehen gar nicht vorwärts. Diese Pferde muss man erst recht nicht bremsen, sondern in die Gänge bringen und energisch vorwärtsreiten, bis sie frei laufen ohne ständig angetrieben zu werden. Bill Dorrance: „Mir kann kein Pferd durchgehen, ich kann immer schneller reiten, als es laufen kann.“

Auch in der Bahn sollte der Reiter zunächst große Linien reiten. Wenn das Pferd zu schnell wird, kann man z.B. auf den Zirkel gehen und warten bis das Pferd im Tempo zurückkommt. Mit fortschreitender Ausbildung verbessert das Pferd seine Balance und die Kraft nimmt zu. Es wird dann in der Lage sein, zunächst für einen kurzen Moment langsamer gehen zu können ohne dabei Takt und Losgelassenheit zu verlieren. Das wird mit einer Pause belohnt.

Was ist „schnell“ – was ist „langsam“?

„Schnell“ und „langsam“ sind dabei sehr subjektive Begriffe. Ich finde es Besorgnis erregend, wenn heute viele Westernreiter ein frisch und frei vorwärtsgehendes Pferd, das zufrieden und mit schwingendem Rücken dahertrabt, schon als „schnell rennendes“ Pferd ansehen. Wie schnell und wie langsam ein Pferd gehen kann, hängt mit seinem Exterieur zusammen. Ein Pferd mit einer kräftigen Hinterhand und einem balancierten Gebäude hat es leichter, sein Gewicht und das des Reiters zu tragen. Wie balanciert ein Pferd von Natur aus ist, sieht man gut, wenn man es frei im Round Pen laufen lässt. Das eine Pferd kann auf einem Zirkel von 15 – 17m ohne Probleme galoppieren, während ein anderes lieber schnell trabt. Dabei fallen junge Pferde im Round Pen häufig auf einer Hand in Kreuzgalopp oder Außengalopp; das hängt damit zusammen, dass sie noch nicht geradegerichtet sind und es ihnen schwer fällt, sich auf beiden Händen gleichmäßig zu biegen. Das ist ein Fehler, der mit der Ausbildung und der damit verbundenen Gymnastizierung behoben werden kann.

Tempo verlangsamen durch mehrmonatiges Training

Erst wenn das Pferd auf großen Linien taktmäßig und losgelassen vorwärts geht, kann man damit beginnen, es durchs Genick zu stellen und es vorwärts Abwärts zu reiten. Dann beginnt die biegende Arbeit auf beiden Händen. Ein Jungpferd versteht nicht, wenn man es mit dem Schenkel antreibt und gleichzeitig mit der Hand rückwärts wirkt. Daher sollte man zunächst Schenkel und Hand nicht gleichzeitig verwenden. Erst wenn das Pferd nach mehreren Monaten Training die Hilfen verstanden hat und genügend nachgiebig ist, kann man damit beginnen, es vorsichtig gegen die Hand zu treiben und dadurch das Tempo verlangsamen.

Vorwärts reiten – auch die älteren Pferde!

Aber auch ein fertig ausgebildetes Pferd, egal welcher Disziplin, muss zum Lösen und zur Verbesserung von Kraft und Balance vorwärts geritten werden. Es muss energisch antreten können, wenn der Reiter das verlangt – und genauso willig im Tempo zurückkommen. Es kann sich nur in einer guten Selbsthaltung tragen, wenn es dabei gerade gerichtet ist. Nur dann kann es Last auf der Hinterhand aufnehmen und diese dort in einem langsamen Tempo halten, oder energisch die Kraft nach vorne bringen und das Tempo erhöhen.

Ein geradegerichtetes, balanciertes und losgelassenes Pferd stellt dem Reiter seine Kraft in jeder Form zur Verfügung, und es wird das gerne tun. Doch der Weg dorthin ist weit. Auch ein talentiertes Pferd wird mehrere Jahre Training brauchen, bis es am losen Zügel in Selbsthaltung gehen kann.

Ein Pferd kann langsam gehen, wenn es die nötige Kraft dazu hat. Ein mit Hilfe der Zügel nach hinten gerittenes Pferd ist keine Lösung und darüberhinaus immer ein trauriger Anblick.


Quelle:  Petra Roth-Leckebusch für westernreiter (EWU)

Quelle: http://www.wittelsbuerger.de/wissen/2013/vorwaerts_reiten.htm

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